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Erfahrungsbericht von meinem Vipassana Retreat bei Rosemary & Steve Weissman



Heute möchte ich dir erzählen, was mit mir passiert ist, als ich 10 Tage lang nicht sprechen durfte, kein Handy hatte, keine Bücher lesen konnte und von der Aussenwelt abgeschottet war. Ich verbrachte die Zeit in Stille und Meditation, konzentrierte mich nur auf mich selbst und meinen Geist.

Für mich waren es die neun längsten, aber auch schönsten Tage meines Lebens. Mit dem Wunsch, Ruhe in meinen Geist zu bringen, meldete ich mich nach langem Zögern für ein Vipassana-Retreat an, das schon lange auf meiner Bucket List stand. Ich suchte Stille und innere Ruhe.



Doch einmal von vorne 


Was bedeutet Vipassana? Vipassana bedeutet "beobachten". Es ist eine der ältesten Meditationstechniken Indiens und lehrt, die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind. Vor über 2500 Jahren von Buddha wiederentdeckt, gilt sie als universelles Heilmittel und Lebenskunst. Vipassana gehört keiner bestimmten Religion an und zielt darauf ab, geistige Unreinheiten zu beseitigen und letztendlich vollkommenes Glück und Befreiung zu erreichen. Durch Vipassana erlangte Buddha Erleuchtung.

Vipassana ist ein Weg der Selbstveränderung durch Selbstbeobachtung. Der Retreat, den ich besuchte, bot eine grundlegende Einführung in Methoden des Theravāda-Buddhismus, um inneren Frieden und Weisheit zu finden. Der Fokus liegt auf der Entwicklung von Mitgefühl, liebender Güte, Gleichmut, Freude, Geduld, Beharrlichkeit, Energie, Verständnis und Weisheit sowie auf dem Abbau von Gier, Hass, Zorn, Furcht, Eifersucht, Besorgnis, Angst, Trauer und Ungewissheit.


Ein grosser Bestandteil dieses geistigen Trainings ist die Entwicklung geschärfter Achtsamkeit auf die eigenen Handlungen, sprachlichen Äusserungen und Gedanken. Diese Achtsamkeit ist von grosser Bedeutung, um Klarheit und Stärke des Geistes zu entwickeln. Mit Hilfe dieser Klarheit kann man dann erkennen, welche Handlungen, Äusserungen und Gedanken zu Stress und Schwierigkeiten führen und welche zu Frieden und Harmonie in uns und anderen hinleiten. Der grösste Aspekt dieser Technik ist die Entwicklung von Mitgefühl als Triebkraft und innere Einstellung hinter unseren Handlungen, Äusserungen, Gedanken und Mitgefühl mit Ihnen. Mit Mitgefühl als Grundeinstellung werden wir dazu bewegt, uns selbst und anderen keinen Schaden oder Schwierigkeiten zuzufügen.


The past is history

The future a mystery

Today is a gift



Das Waldhaus am Laacher See


Das buddhistische Meditations-Retreat besuchte ich im idyllischen Waldhaus am Laacher See.

Am ersten Tag wurde mir mein Zimmer zugeteilt, das ich mit zwei anderen Frauen aus Deutschland teilte. Anschliessend schrieb ich mich für  Hausarbeiten ein: für den «wake-up Gong» um 05:35 Uhr und den Abwasch am Abend. Meine Aufgabe war es, morgens das Haus zu umrunden und die Teilnehmer mit dem Gong zu wecken.

 

Dann ging es los: Am ersten Abend trifft man die klare Entscheidung für die kommenden Tag nicht mehr zu sprechen, in keiner Weise mit den anderen Teilnehmenden zu kommuniziert (auch keinen Augenkontakt), man entscheidet sich alle Ablenkungen bei Seite zu legen, um vollkommen achtsam mit sich selbst zu sein.


Ab diesem Moment wurde es still um mich, aber laut in meinem Kopf. Ich fühlte mich traurig und verloren, ohne Ablenkungen, die meine Gefühle betäuben könnten. In den ersten Tagen war mein "Bullshit FM" (meine innere Stimme) extrem laut. Die Versuchung zu gehen war gross, aber mein Herz wollte bleiben und die Ruhe erleben, von der alle erzählen, dass man sie erlangen kann.


Täglich wurden mir Techniken erklärt, die mir halfen, tiefer in die Meditation zu gelangen: wie ich mich von Anhaftungen löse, bewusst esse, Mitgefühl kultiviere, loslasse und die fünf Hindernisse zu einem ruhigen Geist erkenne und überwinde. Mein Ziel war es, meinen Geist zu reinigen und inneren Frieden zu finden.


Ich folgte meinen Gedanken bis ins Detail. Die eine grosse Erkenntnis gewann ich nicht, aber ich lernte etwas viel Wichtigeres: meinen Geist zu beruhigen und dadurch Klarheit zu erlangen. Ich spüre mich jetzt mehr, merke, was mir guttut, bin kein Opfer meiner negativen Gedanken mehr und fühle täglich Liebe und Mitgefühl.


Hier ist der Tagesablauf des Meditations-Retreats, damit du dir ein Bild machen kannst:


Tagesablauf


05.00   Wake-up

05.45   Sitzmeditation

06.30   Gehmeditation

07.00   Sitzmeditation


07.30   Frühstück

            Arbeitsmeditation oder Freizeit


09.30   Gehmeditation

10.00   Ein Vortrag der Lehrer, gefolgt von einer Sitzmeditation

10.45   Sitz- oder Stehmeditation

10.55   Ein kurzer Vortrag der Lehrer

11.00   Gehmeditation

                 

11.30   Mittagessen

            Arbeitsmeditation oder Freizeit


13.30   Gehmeditation

14.15   Meditation im Stehen so lange wie möglich und dann im Sitzen

15.00   Gehmeditation

15.45   Sitzmeditation

16.30   Sitz- oder Stehmeditation

16.45   Gehmeditation

17.15   Leichtes Abendessen

            Arbeitsmeditation oder Freizeit


17.45   Sitzmeditation

19.15   Steh- oder Gehmeditation

19.45   Ein Vortrag der Lehrer

Anschliessend wahlweise Meditation oder Bettruhe



Diese Technik begleitet mich seit einem Jahr täglich. Ist es immer leicht? Nein. Aber ich versuche es immer wieder. Wie Steve und Rosemary während des Retreats sagten: It is about the intention than the result.


„It is more about the intention than the result".





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